Japan 2024: Tokyo – Zwischen Himmel & Hölle in Hakone

Heute Morgen ging es schon früh los für uns, denn wir sind für einen Tag nach Hakone gefahren. Das ist von Tokyo aus durchaus machbar, aber muss gut terminiert sein. Wir benutzten nicht nur sieben verschiedene Verkehrsmittel, sondern besuchten auch ein tolles Open Air Kunstmuseum mit Werken von u.a. Picasso, aßen schwarze Eier auf einem Vulkan und erblickten den Fuji von einem Piratenschiff aus.

Fahrt mit sieben verschiedenen Verkehrsmitteln

Erst einmal begann der Tag mit einer kleinen Ernüchterung: wir hatten extra Plätze im sog. Romance Car gebucht, eine Bahnlinie, die Touristen von Shinjuku aus nach Hakone bringt. Am Bahnsteig steht schon ein Mitarbeiter: Zugausfall wegen Tieren im Gleis – das kennen wir doch aus Deutschland. Allerdings wird der Fahrpreis automatisch zurückerstattet (take that, Deutsche Bahn) und es fährt auch ein Pendlerzug in hoher Taktzahl in die gleiche Richtung. Der war dann aber so voll, dass wir unsere Bento Box erst in Hakone verspeisen konnten und dementsprechend etwas unterzuckert im Zug standen.

Nach ca. zwei Stunden erreichten wir Odawara, wo wir in die Hakone-Tozan-Bahn nach Gora umstiegen. Die Waggons dieser Bahn sind extra klein konstruiert, denn sie überwindet auf 15km 527m Höhenunterschied. Dabei macht sie drei Mal einem Switchback (also fährt Serpentinen „rückwärts“ hoch). Die Lok sprüht Wasser auf die Gleise, um den Verschleiß zu mindern, wenn der Zug die extrem engen Kurven durchfährt. Auf dieser Strecke gibt es übrigens auch den zweitsteilsten Anstieg einer solchen Bahn weltweit. Wahrer Bahn Porn also 😅.

In Gora gibt es mehrere Sehenswürdigkeiten und Restaurants/Cafés (wir besuchten hier das Open Air Skulpturenmuseum, s.u.). Von hier aus nimmt man erst eine Standseilbahn und dann eineq Gondelbahn, um auf 1.044m Höhe den Bergpass zu überwinden. Am höchsten Punkt kann man dann einen aktiven Vulkan inklusive Schwefelquellen besuchen, ehe es mit der Gondelbahn auf die andere Seite der Berges geht (bei wolkenfreiem Himmel mit Fuji-Ausblick; wir haben hier nur den unteren Teil und die Spitze gesehen).

Vom Nordufer des Ashi-Sees geht es dann mit einem Piratenschiff (richtig gelesen 😅) nach Hakone zurück (bzw. den Ortsteil von Hakone, der am Südufer liegt). Vom See aus hat man auch noch einmal die Chance, den Fuji zu sehen. Zurück nach Hakone-Yamoto bzw. Odaware geht es dann mit dem Bus. Es gibt ein praktisches, zwei Tage gültiges Kombi-Ticket, dass alle Verkehrsmittel inkl. Hin- und Rückfahrt von Tokyo aus abdeckt.

Hakone Open Air Museum

Das Hakone Open Air Museum beherbergt über 120 Skulpturen von internationalen und japanischen KünstlerInnen. Die Werke fügen sich schön in das Landschaftsbild ein und es gibt sogar Kunstwerke (speziell zum Bespielen) für Kinder! Ein guter Ort, um nach der langen Zugfahrt ein bisschen frische Luft und Bewegung zu erfahren. Nachdem wir hier zwei Stunden alle möglichen Werke bestaunten (inklusive einer gut ausgewählten Picasso-Ausstellung, die wir an einem solchen Ort gar nicht vermutet hätten), ging es für uns zu einer verfrühten Mittagspause in ein Café in Goro, in dem es fluffige japanische Pancakes gab – sehr omnomnom!

Schwefelquellen auf einem aktiven Vulkan: Owakudani

Gegen 13:30 Uhr ging es erst mit der Standseilbahn, dann mit der Gondel hinauf zum aktiven Vulkan Owakudani. Als die Gondel sich über die Kuppe schob und unter uns den Blick auf die rauchenden und in allen Farben des orange-gelben Spektrums leuchtenden Schwefelfelder freigab, war es, als ob wir in einem Fantasyfilm oder auf einem anderen Planeten wären, so fremdartig wirkte die ganze Szenerie.

Beim Aussteigen aus der Gondel zog uns sofort der Geruch nach Schwefel in die Nase. Mit vorheriger Genehmigung kommt man im Rahmen einer kleinen Wanderung auch ein bisschen näher an die Fumerolen heran. Das passte heute zeitlich nicht für uns, wir testeten stattdessen die lebensverlängernden schwarzen Eier (s. Food of the Day), bevor es weiter zum Ashi-See ging.

Auf und am Ashi-See

Das Piratenschiff, das uns über den See schipperte, fanden wir zugegebenermaßen etwas merkwürdig – es passt irgendwie so gar nicht zu Japan. Da in Japan zur Abfahrt von Verkehrsmitteln immer irgendeine Musik gespielt wird, hätten wir auf Fluch der Karibik gewettet – stattdessen kam eher romantisches Gedudel.

Vom Deck hatten wir auf jeden Fall einen guten Blick auf das Seeufer. Wir starteten bei bewölktem Himmel, aber als wir fast das Südufer erreicht hatten, riss der Himmel auf und da sahen wir es endlich: das markante Profil des Fuji-sans, wie es sich über dem See erhob. Ich kann wirklich verstehen, warum der Fuji mit seiner perfekt geometrischen Form eine solche Faszination auf die Menschen ausübt und obwohl es in Hakone viel Spannendes zu sehen gibt, war das schon das i-Tüpfelchen eines schönen Tages für mich!

Als wir das Ufer erreicht hatten, schauten wir noch beim gut besuchten Hakone-Schrein vorbei, ehe die Sonne unterging und wir uns auf den Weg Richtung Bushaltestelle machten. Der Abtransport gestaltete sich aufgrund der Menge an Menschen schon schwierig, ich hoffe, dass zur Hochsaison mehr Busse zur Verfügung stehen. Aber nach ein bisschen Warten waren auch wir an der Reihe und jetzt sitzen wir im Romance Car nach Shinjuku. In etwa einer Stunde werden wir wieder in Tokyo sein.

Food of the Day

Die kuro tamago werden für eine Stunde erst bei 80 Grad Celcius in einem Onsen (also einer heißen Quelle) gegart. Dabei wird die Eischale schwarz. Danach werden die Eier in einem Dampfgarer für eine Viertelstunde bei 100 Grad Celsius gedämpft. Einem Mythos nach verlängert das Essen eines solchen Eis das Leben um sieben Jahre – wir haben sogar jeweils zwei davon gegessen (in einer Packung waren jeweils vier Stück)…

Ein Kommentar zu “Japan 2024: Tokyo – Zwischen Himmel & Hölle in Hakone

  1. Hi Japan Fans! Nach Euren eindrucksvollen Berichten über Eure Erlebnisse in Tokio kann ich im Nachhinein nur sagen: Gott sei Dank, daß unsere damals geplanter Besuch bei einer Quickborner Kollegin in Shibuya-Ku nichts geworden ist. Bei meiner Phobie vor Menschenmassen ist Japan für mich doch nicht so das richtige Urlaubsziel. Obwohl es nach Eurer Schilderungen ja auch ruhige Wanderwege gab. Interessiert hat mich natürlich die Hakone-Bahn. Daß die Schienen gekühlt werden, gibt es bei der Hochbahn auch und zwar dort, wo sich der Zug von Bf Rödingsmarkt in den Tunnel quält. Aber nur bei großer Hitze! Die beiden Fotos vom Fuji, besonders das mit dem Schrein, sind ja traumhaft. Vergrößert wäre eins der beiden optimal für unsere noch weiße Wand…Viel Freude und Kraft für die letzten Tage im Land der aufgehenden Sonne.

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