Gestern ging es von Kyoto mit einem echten Panoramazug in Richtung Japanische Alpen. Zum Auftakt dieses Abstechers verbrachten wir eine Nacht in Takayama, einem Ort am Fuße des Hida-Gebirges mit einer toll erhaltenen Altstadt aus der Edozeit. Hier besuchten wir auch den Morgenmarkt und konnten einen Teil des Herbstfestes beobachten.
Panoramazug von Kyoto nach Takayama
Mit dem JR Hida Limited Express ging es ab halb neun in etwas über dreieinhalb Stunden ab Kyoto direkt nach Takayama (ich wusste vorher nicht, dass es diesen Zug gibt, er ist reservierungspflichtig und es lohnt sich ohne Zweifel).
Nachdem wir den riesigen Biwa-Binnensee hinter Kyoto passiert hatten, folgten wir erst dem Kiso- und dann dem Hida-Fluss. Hinter Gifu verbargen sich hinter jeder Flussbiegung tolle Ausblicke und besondere Sehenswürdigkeiten wurden auch per Durchsage angekündigt.
Wieder kamen wir pünktlich an – Bahnfahren ist einfach super in Japan, selbst, wenn man in einer Regional- / Intercitybahn unterwegs ist.


Hida No Sato Freilichtmuseum
Netterweise konnten wir schon früher als geplant in unser Hostel einchecken. So ging es mit leichtem Gepäck nachmittags zum Hida No Sato Freilichtmuseum (eine gute Alternative zu den bekannteren, aber von Kyoto aus auch umständlicher zu erreichenden bekannten Dörfern Shirakawa-go und Gokayama).
Mit dem Bus ist das Museum nur zehn Minuten vom Bahnhof entfernt. Hier werden 30 verschiedene Gebäude aus der Edozeit (1603-1868) aus dem Umkreis von Takayama (u.a. auch aus Shirakawa-go) ausgestellt.
Wir haben nicht nur die Ähnlichkeit zu norddeutschen Häusern festgestellt (im Fall der strohgedeckten Häuser), sondern auch einiges über die Region gelernt. Da die Winter hier sehr lang und hart waren und die Landwirtschaft daher nicht ertragreich genug war, stellten die Menschen nicht nur Alltagsgegenstände her, sondern es bildete sich eine regelrechte Seidenindustrie in der Region. In dem Museum können z.B. alle Schritte der damaligen Seidenherstellung nachvollzogen werden.
In den Häusern mit Holzboden, na klar, muss man seine Schuhe ausziehen. Und überall hängt ein Duft von Rauch in der Luft, denn alle Feuer werden täglich angezündet, um die Häuser vor Feuchtigkeit zu schützen. Alles in allem eine sehr empfehlenswerte Aktivität in Takayama, vor allem auch mit Kindern!











Altstadt und Tradition in Takayama
Aber Takayama selbst hat auch einen toll erhaltenen historischen Distrikt mit Gebäuden aus der Edozeit zu bieten, den wir gestern Abend bei regnerischem Wetter erkundeten. Durch die warme Beleuchtung herrschte aber eine ganz besondere Stimmung. Viele Sake Brauereien säumen die alten Gassen, aber man bekommt auch exzellenten Kaffee (man merkt, die Stadt ist auf Touristen eingestellt) und andere Leckereien. Statt in eine Sake- gingen wir zu einer Miso-Brauerei (sagt man das eigentlich so?) – das Miso ist hier echt nochmal um längen besser und auch günstiger als das aus dem Asiamarkt zuhause.


Auch tagsüber machen die alten Stadtteile was her – dann finden auch zwei Morgenmärkte am Ufer des Miyagawa-Flusses statt, die entgegen unserer Erwartungen allerdings nicht um sieben Uhr öffnen, sondern erst ab dann aufgebaut werden. Da mussten sich unsere hungrigen Mägen noch etwas gedulden und wir drehten stattdessen eine kleine Morgenrunde um die Altstadt herum.








Takayama Matsuri
Das heimliche (und eher ungeplante) Highlight war allerdings, das wir etwas von dem Takayama Matsuri mitbekamen, das im Frühling und im Herbst statfindet und das eines der schönsten drei Feste in Japan ist.
Das Fest hat seinen Ursprung im 17. Jahrhundert und ist Teil des Immateriellen Weltkulturerbes. Dabei wird die Schutzgottheit eines nahegelegenen Schreins geehrt, aber auch die Ernte und der Beginn des Herbsts gefeiert.
Während des Festivals werden prächtige Festwagen, die z.T. mehr als 200 Jahre alt sind und von lokalen Gruppen instandgehalten werden, die sog. Yatai, auf den Straßen rund um den Sakurayama Schrein präsentiert. Auch eine Handpuppenaufführung (die sog. Karakuri) findet auf einem der Yatai statt. Die Puppen werden dabei von bis zu acht Menschen bedient.
Dieses bunte Treiben konnten wir heute Vormittag bewundern. Die Handwerkskunst dahinter ist wirklich beeindruckend und jeder Yatai ist individuell gestaltet, ein bisschen so wie eine Karnevalsprozession. Am meisten berührt hat mich allerdings, die Kinder auf den Festwagen zu beobachten, die nicht nur (mehr oder minder schön) flöteten, was das Zeug hielt, sondern sich einfach nur freuten und auch ein bisschen Unsinn anstellten, so herrlich unverstellt, wie nur Kinder es in diesen Situationen sein können!
Da es für uns heute noch in den Bergort Kamikochi weitergeht, verpassen wir die Goshinko Prozession, bei der ein goldener portabler Schrein mit der Gottheit durch die Straßen prozessiert wird, der so schwer ist, das er von 80 Menschen getragen wird. Höhepunkt wird dann heute Nacht die von Gesang begleitete Prozession der von Laternen beleuchteten Yatai sein. Aber auch so haben wir einen interessanten Einblick in die lokale Kultur bekommen – und die Hotelpreise sind heute Abend auch mehr als drei Mal so hoch wie zu Normalzeiten. Ein Fest, das die Massen anzieht!









Food of the Day(s)










Jetzt sind wir sehr geschafft – nicht von den Erlebnissen, sondern vom reichhaltigen Abendessen in unserer Unterkunft in Kamikochi. Aber ein bisschen Grundlage hilft bestimmt beim Wandern morgen.
Moin, wenn ich Eure immer reich gedeckten Tische sehe, frage ich mich, in welcher Reihenfolge man die Speisen essen soll/muss. Die Speisen sind doch recht verschieden von unsere Küche. Esst Ihr alles durcheinander nach dem Motto „Versuch macht klug“? Oder beraten Euch die Kellner, wenn sie Euch Langnasen sehen? Habt Ihr schon mal Sake, den Reiswein, probiert oder ein japanisches Bier? Japaner sollen Bier schätzen. Die weltberühmte tschechische Brauerei in Pilsen gehört Japanern! – Wie hoch sind die Berge bei Takayama? Hey, Opi W.
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