Japan 2024: Auf zum Heiligen Berg Koya-san

Nach drei Nächten in der Großstadt Osaka ging es gestern für uns nach Koya-san, hinter Osaka und Kyoto in den Bergen gelegen, das einen riesigen Komplex aus Klostern und Tempeln beherbergt. Hier erwarteten uns viele Tempel, Einblicke ins Leben der Mönche (wir übernachteten in einem Tempel inklusive Morgenandacht um sechs Uhr morgens) und der größte Friedhof Japans.

Fahrt nach Koya-san

Für die Fahrt nach Koya-san braucht man ein spezielles Ticket, die wird nämlich von JR nicht abgedeckt. Es gibt ein praktisches 2-Tage-Kombi-Ticket, mit dem man die Regionalbahn zum Fuß des Berges, die Standseilbahn und die Busse vor Ort nutzen kann und außerdem ein paar Rabatte auf einige der Tempelattraktionen bekommt.

Mit der gemütlichen Regionalbahn (die wie die Shinkansenzüge pünktlich abfuhr) fuhren wir noch einige Zeit durch die Ausläufer von Osaka, ehe es bergiger wurde und bewaldete Gipfel die Hochhäuser ablösten. In den Tälern waren immer wieder ein paar Dörfer zu sehen. Je höher wir kamen, desto mystischer wurde es: Wolken zogen auf und waberten geheimnisvoll um die dichten Wälder und Berge um uns herum.

Als wir nach etwas über anderthalb Stunden in Gokurakubashi ankamen, war es ganz still und man hörte nur das Plätschern des Regens auf dem Blätterdach um uns herum. Ein krasser Kontrast zum Sound von Osaka. Von dort aus ging es mit der Standseilbahn hoch auf den Berg (Koya-san liegt auf über 800m) und mit dem Bus weiter in die Ortschaft. Wir stellten unsere Rucksäcke bei unserer Unterkunft für heute Nacht ab und machten uns bei Regenwetter (das aber stimmungstechnisch sehr gut zu diesem Ort passt) auf zum Sightseeing.

Shingon-Buddhismus und die Tempel von Koya-san

Long story short – Interessierte dürfen gerne googeln – im Jahr 816 gründete der Mönch Kobo Daishi, der heute noch von seinen Anhängern verehrt wird, hier den ersten Tempel. Er war davor auch im China gewesen und prägte den Shingon-Buddhismus, der weltweit von ca. 10 Millionen Menschen praktiziert wird. Er fand hier neben Samurai und Feudalherren auch seine letzte Ruhe. Heute gibt es hier viele, viele Tempel, und Pilgerer (von denen wir auch einige gesehen haben) besuchen diesen Ort neben Menschen wie uns, die einfach nur mal die Atmosphäre spüren wollen.

Im Folgenden einige Impressionen, ohne auf die Details einzugehen:

Danjo Garan

Der Danjo Garan Komplex bildet mit der riesigen Pagode Konpon Daito das Zentrum von Koyasan. Da die Gebäude aus Holz bestehen, sind sie immer mal wieder verbrannt und wurden danach wieder aufgebaut. Wir haben uns die Pagode auch von innen angesehen (Fotos sind dort keine erlaubt) und im Vergleich zu den orthodoxen Kirchen in Georgien letztes Jahr, wird beim Blattgold noch ne Schippe draufgelegt. Die Mönche mögen asketisch leben, die Tempel sind es jedenfalls nicht.

Kongobu-ji

Der Kongobu-ji wurde von Kobo Daishi gegründet und hat mir persönlich besser gefallen als die Pagode. Der Tempel ist im Inneren deutlich zurückhaltender gestaltet, auf Papierschiebetüren gibt es filigrane Landschaftsmalereien verschiedener Künstler zu sehen. Auch der größte Felsgarten Japans kann dort bewundert werden (den Lennart und ich uns irgendwie größer vorgestellt hätten).

Tempelübernachtung Fukuji-in

Am späten Nachmittag checkten wir in dem Tempel ein. Man kann in Koya-san in insgesamt 52 Tempeln übernachten. Wir waren in einem der größeren untergebracht, aber es hat sich nicht überfüllt angefühlt.

Nach dem obligatorischen Schuhe aus- und Hausschuhe anziehen wurden wir auf Englisch von einem älteren Mönch begrüßt. Unser Zimmer war recht einfach – Tatami-Matten, auf denen später Futons ausgebreitet wurden – aber zweckmäßig. Wir nutzten die Zeit bis zum Abendessen, um ins Onsen zu gehen (heiße Quelle; hier baden Männlein und Weiblein nach vorheriger gründlicher Waschung getrennt). Das tat gut, zumal es auch einen Außenbereich gab.Wir bewunderten auf noch den fantastischen Garten im Hof des Tempels, inklusive sehr großer Kois.

Das Essen (Abendessen wie Frühstück ) war vorzüglich und wurde im Kaiseki Stil serviert. Kaiseki ist leichte japanische Haute Cuisine, die in visuell ansprechenden mehreren Gängen oder Speisen serviert wird. Da wir uns in Koya-san befanden, war sie zudem shojin-ryori, das heißt ohne Fleisch, Fisch, Eier, Knoblauch und Zwiebeln. S. Food of the Day.

Nachts auf dem Friedhof Oku-no-in

Der mit 500.000 Gräbern größte Friedhof Japans ist die letzte Ruhestätte von Samurai, Shogunen und Angestellten von Big Corporates. Wir haben uns das Ganze nachts und auch tagsüber (heute Morgen) angeschaut – wobei die Stimmung nachts noch ein bisschen schauerlicher ist. Lichter säumen den Hauptweg und man fühlt sich zwischen den moosbewachsenen Grabstätten und hohen Nadelbäumen, als ob man an der Schwelle zu einer anderen Welt stünde. An der Laternenhalle Toro-do hörten wir noch dem vollen Klang des Gesangs von Mönchen zu, ehe es zurück ins Bett ging – es galt, die Sperrstunde einzuhalten!

Food of the Day

Jetzt fahren wir gerade nach Kyoto, wir sind schon sehr gespannt, was uns dort erwartet!

2 Kommentare zu „Japan 2024: Auf zum Heiligen Berg Koya-san

  1. Moin, die Unterbringung und das Essen fanden mein besonderes Interesse. Ist das Schlafen auf dem Fußboden nicht ein wenig unbequem? Das Aufstehen wäre für mich als alter Mensch sicherlich schwierig. Die Knochen wollen nicht mehr so…Was zum Essen gereicht wurde, sieht wirklich lecker aus. Ich glaube, ich könnte die Speisen gut vertragen. Oder? Daß Gebirge immer Regenfänger sind, habt Ihr ja schon mehrfach erfahren. Ist das eigentlich Hoch- oder Mittelgebirge? Auf meinem Apple-Atlas konnte ich die Tour gut verfolgen. Weiterhin alles Gute. Übrigens, heute kommt Daphne zum Kaffee.

    Herzgruß, C+W

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    1. Auf dem Futon schläft es sich in der Tat hart 😅. Da bevorzuge ich die Matratze ;). Aber praktisch und platzsparend ist es, wie vieles in Japan.
      Das Essen wäre auch für dich geeignet :).
      Das Gebirge hinter Osaka ist ein Mittelgebirge. Übermorgen geht es nach Tatayama ins Hochgebirge.

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