Mestia – Ushguli: Etappe 3

Die längste und spektakulärste Etappe unseres Treks von Adishi nach Iprali begann heute kalt und nass: wir wurden von einem Gewitter samt Wolkenbruch geweckt und starteten deshalb später als gedacht. Um kurz vor elf klarte es aber auf und wir konnten den Rest der Wanderung genießen.

Kurz bevor um halb sieben der Wecker klingelte, wurden wir von einem lauten Donnergrollen und dem Plattern des Regens auf den Wellblächdächern Adischis geweckt. Eigentlich hatten wir vor, schon gegen halb acht aufzubrechen, da heute mit über 20 Kilometern die längste Etappe auf uns wartete. Wir schälten uns trotz der Weltuntergangsstimmung draußen aus unseren warmen Betten und machten uns langsam fertig. Als sich um acht Uhr das Gewitter verzog, zogen wir unsere Regenmontur an (im Gegensatz zu vielen anderen Wanderern, die erstaunlicherweise gar keinen Regenschutz dabei hatten) und machten uns auf den Weg – für mittags war gutes Wetter vorhergesagt und unsere Mittagspause wollten wir an einem Ort mit schöner Aussicht verbringen. Und nachmittags sollte es ab 16 Uhr schon wieder regnen (was sich auch bewahrheitete).

So ging es bei Dauerregen los. Allerdings finde ich persönlich, dass durch dieses Wetter noch einmal eine ganz andere, mystische Atmosphäre entstand – grüne Berghänge, durchzogen von tiefhängenden Wolken, davor die saftigen Sommerwiesen – ein wirklich schöner Anblick.

Als wir uns gegen zehn dem Adischi-Gletscher und dem brausenden Fluss davor näherten, dem wir bis dahin gefolgt war, ließ der Regen langsam nach und es klarte auf. Wir hatten ursprünglich geplant, den Fluss zu furten, entschieden uns ob der Wassermassen aber für die Übersetzung zu Pferd, die 25 Lari (also ca. 8€) kostete. Ich war beeindruckt davon, wie wendig sich das Pferd, beladen mit Rucksack, Wanderer und Reiter, in den Fluten verhielt – das Wasser ging ihm bis fast zum Bauch! An dieser Stelle wäre ein sicheres Furten zu Fuß unmöglich gewesen…

Danach folgte ein steiler Aufstieg zum Tschetschutnieri-Pass, der auch unterwegs schon grandiose Ausblicke auf den Adishi-Gletscher und den Kaukasus Hauptkamm, die in unserer Mittagspause noch getoppt wurden.

Hier nutzten wir den Umstand, dass wir vor den meisten anderen Wanderern aufgebrochen waren, und machten einen Abstecher zum auf über 2.800km hoch gelegenen Lairli Kamm. Das Spiel aus Licht und Wolken machte das 360 Grad Panorama nur noch faszinierender und weiter unten am Fluss konnten wir viele Wanderer beobachten, die darauf warteten, übergesetzt zu werden.

Der Abstieg war erst recht steil und flachte dann ab. In Serpentinen ging es hinunter zum Chaldetschala Tal. Zwischendurch legten wir einige Fotopausen ein. Unten angekommen ging es an einem anderen Fluss entlang. Das Tal verengte sich zunehmend zu einer Schlucht, was einen dramatischen Effekt hatte. Drei Kilometer vor unserer Ankunft in Iprali kamen wir durch das Dorf Khalde, das 1876 von russischen Streitkräften dem Erdboden gleichgemacht wurde (Details s. Foto von Infotafel).

Jetzt liegen wir gemütlich auf dem Bett und lauschen dem Regen. In etwa einer Stunde gibt es Abendessen und dann ist leider schon der letzte Tag unserer Wanderung gekommen…

Ein Kommentar zu “Mestia – Ushguli: Etappe 3

  1. Moin, ja, das sind wirklich beeindruckende Fotos! Dabei kommt mir folgender Gedanke in den Sinn: Gibt es eigentlich dort eine Bergwacht für den Notfall? Leider kann ich Eure Tour auf der Apple-Karte nicht exakt verfolgen. Die Orte sind nicht immer eingetragen, leider. Falls Ihr noch einmal Wehrtürme seht: Wenn Ihr könnt, fragt doch mal, nach welchen Feinden hielt man von dort Ausschau? Nach Russen aus dem Norden? Turkvölker aus dem Osten? Iraner (Perser) aus dem Südosten? Türken aus dem Südwesten? Alle wollten doch ans Schwarze Meer…

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