Gestern und heute haben wir Tokyos Mitte und Osten erkundet. Grob kann man Tokyo nämlich in Osten, Mitte und Westen unterteilen. Der südliche Teil wird mit zur Mitte gezählt und ist noch nicht so entwickelt, dort entstanden u.a. auch im Zuge der olympischen Spiele künstliche Inseln.
Teamlab Planets & Tsukiji Fischmarkt
In der Rush Hour (aka „Wie viele Menschen passen in einen U-Bahn-Waggon?“ – „Immer zwanzig mehr, als man denkt“) ging es für uns in Richtung Toyosu Station, denn wir wollten gleich zur Öffnungszeit ins Digitale Kunstmuseum Teamlab Planets (ein Ableger des Teamlab Borderless, das übrigens demnächst auch eine Dependance in Hamburg bekommen soll). Das Museum ist sehr beliebt, wir hatten daher schon in Deutschland Tickets dafür gekauft.
Im Museum läuft man auf nackten Füßen durch verschiedene Installationen – von Licht, Wasser, Formen und Pflanzen ist alles dabei. Häufig kann man auch mit der Kunst interagieren, d.h. die Installation reagiert KI-gestützt auf Bewegung oder Berührung. Mir persönlich haben am besten die Installationen „The Infinite Crystal Universe“ (das Thema Licht liegt mir nach wie vor sehr nah) und „Floating in the Falling Universe of Flowers“ gefallen. Wer dem Museum einen Besuch abstatten möchte, dem würde ich raten, gleich zur Öffnungszeit da zu sein, später füllt es sich dann doch recht schnell.







Auf der kurzen Busfahrt zum Fischmarkt fielen uns die vielen hohen Wohngebäude auf und wir schätzten, dass in einem dieser Gebäude ca. 2.000 Menschen leben müssen. So einfach könnte man Quickborn auf elf dieser Gebäude reduzieren… da wird einem auch erstmal bewusst, welchen Flächenverbrauch wir in Deutschland eigentlich haben.
Der Tusjiki Fischmarkt selbst ist der ursprüngliche Fischmarkt Tokyos, der sich jetzt aber eher an Privatpersonen und TouristInnen wendet. Der neue, größere Fischmarkt liegt auf einer der neu erschlossenen Inseln, hat aber mittwochs geschlossen. Hier bummelten wir ein wenig durch die Gänge und Gassen und genossen ein frühes Sushi Lunch in einem der zahlreichen Sushi Restaurants. Wir saßen an der Theke und wurden quasi direkt mit den zubereiteten Nigiri Sushi versorgt. Es war schön, dabei zuzusehen, mit welcher offensichtlichen Freude und Hingabe der Koch bei der Sache war – irgendwie scheint es schon so, als ob die JapanerInnen sich stärker mit ihrer Arbeit identifizieren als die EuropäerInnen.
Kaiserpalast
Der Kaiserpalast und die umliegenden Gärten nehmen ein riesiges Areal in der Stadtmitte Tokyos ein. Zum Gelände rund um den Kaiserpalast kamen wir nicht, hierzu ist eine vorherige Anmeldung für eine Führung notwendig. Wir konnten lediglich einen Blick über den Burggraben auf die verschlossenen Tore werfen. Der Vorplatz und die Vorgärten sind sehr nüchtern angelegt: schwarze Kieselsteine und kunstvoll gestutzte Japanische Schwarzkiefern (sehr sehr teuer in der Schnittform und davon gab es hier echt viele!) auf Rasenflächen, die man nicht betreten darf. Im Sommer muss es hier unerträglich heiß sein!
Die Ninomaru- und Hyakunin-Gärten Richtung Norden sind aber für die Öffentlichkeit zugänglich und auch (aus meiner Sicht) ansprechender und schattenspendender gestaltet.







Trainspotting und Elektronik in Akihabara
Im Anschluss ging es zu Fuß durch ein eher langweiliges Business Viertel in Richtung Akihabara. Dort kann man von der Hijiri Brücke sehen, wie Züge unterschiedlicher Bahnlinien über- und untereinander durchfahren (@Opi, du kannst ja mal googeln, welche das sind). Ein kurzweiliges Vergnügen auf dem Weg nach Akihabara.
Im Akihabara Viertel ist die sogenannge Electric City untergebracht, hier findet man viele Merchandising-, Automaten- und Elektronik-Läden. Also mal wieder viel Blinkiblinki und Jugendliche auf Shoppingtour.
Wir besuchten hier einen Store der größten Discount-Kette Japans, Don Quijote. Es war ein interessantes Erlebnis, wie eine Mischung aus TK Maxx, einem Merchandise / Anime Laden und einem Fetisch Shop, das ich nicht unbedingt wiederholen muss. Aber hier gab es auf jeden Fall interessante Mitbringsel zu finden. Und wieder einmal Mitmenschen zu beobachten ;).




Nationalmuseum Tokyo und Yanaka Ginza
Heute stand für uns ein analoges Museum auf dem Plan: Das Nationalmuseum Tokyo im Stadtteil Ueno ist Japans renommiertestes Museum und beherbergt eine große Sammlung asiatischer Kunstwerke und archäologischer Funde, u.a. die weltweit größte Sammlung zum Thema Buddhismus in Japan. Wir konzentrierten uns auf die Ausstellung zur Geschichte der japanischen Kunst im Hauptgebäude Honkan, die die Zeit zwischen 11.000 v. Chr. bis zum 20. Jahrhundert gut zusammenfasst (@Opi inkl. eines Raums nur für die Ainu und Ryukyu). Hier fügten sich all die unterschiedlichen Dinge, die wir in den letzten Wochen erlebt haben, wie Puzzleteile zusammen. Im Folgenden eine kleine Auswahl inkl. Beschreibung:







Zu dem Museum gehört auch ein kleiner Garten, in dem es ein traditionelles Teehaus gibt. Dort genossen wir die ruhige Stimmung auf der Veranda bei einem Tee und einem Stück Matcha-Biscuitrolle (natürlich im Schneidersitz, so wie es sich in Japan gehört, auch wenn wir unsere westlichen Beine zwischendurch runterbaumeln ließen).
Danach liefen wir zu Fuß in Richtung Yanaka Ginza. Das ist eine Einkaufsstraße mit vielen kleinen Händlern, wie es sie in der Vergangenheit viele in Tokyo gab, bevor Supermärkte aufkamen. Auf dem Weg dorthin vielen uns die vielen kleinen Tempel und Schreine auf; historisch gesehen hatte die Stadtplanung den Stadtteil wohl als spirituelle Mitte vorgesehen. Einer der größten Tempelkomplexe findet sich allerdings in Asakusa.

Asakusa
Asakusa liegt im Osten Tokyos am Ufer des Sumida-gawas. Das Viertel ist ein bisschen ursprünglicher als Shinjuku und Shibuya, mit mehr niedrigen Bauten, aber rund um den Senso-ji und die davorliegende Nippes- und Streetfood-Straße Nakamise-dori sehr touristisch.
Wir haben den Tempel sowohl nachmittags gesehen – da war es sehr voll und roch ziemlich stark nach Weihrauch, aber man konnte einen Blick auf das Innere erhaschen – als auch nach Sonnenuntergang, als es dunkel war. Abends ist der Tempel sehr malerisch beleuchtet und es ist ein bisschen leerer. Ich würde zu einem Besuch am Abend raten. Wir zogen dort auch ein Horoskop – wenn es ein Unglück vorhersagt, knotet man es an den dafür vorgesehenen Stangen fest. Unseres war irgendwie uneindeutig, aber eher positiv – keine Ahnung, was das zu bedeuten hat ;).
Außerdem waren wir in der Kappabashi-Straße, in der sich alle Läden mal wieder einem Thema verschrieben haben: hier sind es die Küchenutensilien. Gestern kamen wir übrigens an einer Straße vorbei, in der auf 200m Länge etwa zehn Gitarrenläden nebeneinander lagen. Das Konzept scheint aber zu funktionieren…





Auf dem Rückweg fielen uns noch mehrere Autos auf, aus denen Personen Passanten mit dem Megafon anschrieen. Erst auf den zweiten Blick erkannten wir, worum es hierbei ging: das war Wahlwerbung auf vier Rädern. So groß, wie Tokyo ist, bringt es wahrscheinlich nichts, sich auf einen Marktplatz zu stellen…
Food of the Day(s)





Für alle Interessierten noch ein Link zu einem Guardian-Artikel, der für mich sehr gut den Kontrast zwischen Minimalismus und Maximalismus zusammenfasst, den wir in Japan erlebt haben:
Morgen geht es an unserem letzten vollen Tag hier in Japan mit Lennarts Kollegen Yuya in dessen Heimatstadt Kamakura (war auch mal Hauptstadt von Japan) und auf die kleine Insel Enoshima.