Japan 2024: Tokyo – Jugendkultur in Shinjuku, Shibuya & Harajuku

Vorgestern Nachmittag sind wir in der Hauptstadt Japans eingetroffen – wie immer pünktlich und stressfrei. Abends haben wir das Viertel Shinjuku erkundet, in dem sich auch unser Hotel für die nächste Woche befindet. Gestern ging es dann ins „Eimsdorf“ Tokyos (so zumindest der Vibe, den wir gespürt haben), Shibuya, und in das angrenzende Harajuku (die Jugendkultur grüßt). Zum Sonnenuntergang haben wir dann aus 450m Höhe vom Tokyo Skytree Tower aus die Aussicht auf Tokyo genossen.

Ankunft in Tokyo

Was mich beim Reinfahren nach Tokyo sehr überrascht hat, ist die lang anhaltende flache Bebauung bis kurz vor Shinjuku, dem östlichen Knotenpunkt der Metropole. Alles zwar dicht an dicht, aber maximal vier Stockwerke hoch, bis sich kurz vor Shinjuku, als wenn ein Schalter umgelegt worden wäre, die Gebäude in luftige Höhen schrauben. Dazwischen sind aber auch immer mal wieder flachere Bauten zu sehen – schon aus dem Zug zeigt sich, Tokyo scheint eine interessante Architektur zu haben.

Als wir an einem der 200 (!) Ausgänge dann den Bahnhof Shinjuku verließen, fanden wir uns mitten im Trubel wieder – ähnlich wie in Osaka, aber noch eins drüber. Blinkende Anzeigetafeln und Werbung überall, hunderte Menschen, die gleichzeitig die Straße queren, wenn die Fußgängerampeln auf Grün springen, verschiedene modische Stilrichtungen, egal wo man hinschaut.

Kaum in die Central Road eingebogen, grüßte uns schon Godzilla. Wir liefen erst einmal weiter zum Hotel, nur um dort festzustellen, dass wir am falschen Hotel angekommen war – im Umkreis von ca. einem Kilometer gibt es alleine fünf Hotels dieser japanischen Kette, alle mit ähnlich klingendem Namen (und mit den Straßennamen und Hausnummern ist das so eine Sache in Japan, die findet man nicht immer). Wir wurden auf jeden Fall schnell fündig und nahmen beim Check-In unser Gepäck in Empfang, das ohne uns nach Tokyo gereist war (in den Bergen hatten wir nur unseren Rucksack dabei).

Ein Abend in Shinjuku

Abends erkundeten wir Shinjuku und staunten nicht schlecht über die Reizüberflutung, die hier auf alle Sinne einströmt. Keine Ahnung, wie die JapanerInnen das aushalten, die verstehen ja auch noch, was gesagt wird! Bei Yodobashi Camera, einem Elektronikfachmarkt, waren wir überrascht, die Kameraabteilung in einem eigenen Gebäude mit fünf Stockwerken untergebracht zu sehen. Und jeder, wirklich jeder Quadrat- und Kubikmeter ist zugepflastert mit Produkten und Werbung! Zwischen den Gängen fühlt es sich dann ein bisschen an wie in einer alten Bibliothek, so eng ist das. Das Geschäft scheint hier offline auch noch zu funktionieren.

Auf der Südterrasse über der Shinjuku Station schauten wir danach dem Mond beim Aufgehen zu, ehe wir noch ein paar Souvenirs bei Hands shoppten, das ist eine Art Manufactum, aber in “kann man sich leisten”. Zum Abendessen sündigten wir und brachen unseren “Japanese Food Only Streak”, da wir eine Pizza aßen – interessanterweise war das aber das Restaurant mit dem höchsten Anteil an Locals bisher und immerhin kamen die Zutaten aus Japan – der Mozzarella war echt 1A, da hat nur noch der Steinofen zur Höchstnote gefehlt.

Abschließend strichen wir noch durch die Izakaya- und Bar-Miniviertel Omoide Yokocho und Golden Gai, in denen es vor allem eng und laut war und wahlweise nach Essen / Rauch roch. Die Bars hier haben häufig maximal zwei Handvoll Plätze, manche empfangen auch gar keine AusländerInnen, und zum ersten Mal während unserer Reise sagen wir hier ein anderes, weniger sauberes Japan als bisher. Auch mal eine interessante Erfahrung. In Shinjuku selbst sind auch viele Jugendliche und junge Erwachsene unterwegs, die hier irgendwie ohne Perspektive gestrandet zu sein scheinen. Deshalb ist der leere Platz vor dem Kabukicho Tower sogar permanent umzäunt, um die sogenannten “Toyoko Kids” davon abzuhalten, sich hier aufzuhalten. Scheint mir persönlich nicht der richtige Ansatz zu sein…

Sonntagsleben in Shibuya

Am Sonntag starteten wir dann ganz gemütlich im angrenzenden Shibuya in den Tag. Statt zur bekannten “Alle gehen”-Kreuzung ging es für uns zu einem Bauernmarkt an der United Nations University – sehr empfehlenswert für alle, die in dieser krassen Großstadt nach einem entspannten Vibe suchen! Hier genossen wir nicht nur Kaffee und ein kleines Frühstück, sondern wünschten uns beim Anblick des Obsts und Gemüse auch, dass wir eine Unterkunft mit Küche hätten! Wie der Isemarkt, nur ein bisschen fokussierter und mit japanischen Leckereien, also eigentlich noch cooler.

Weiter ging es in die Gegend rund um Omote-Sando, die v.a. Wohnort der Reichen und Schönen zu sein scheint (viele Luxusmarken säumen die Hauptstraße, die mich an Paris und den Champs-Élysées erinnert). Aber in den kleinen Straßen abseits der Hauptstraßen fanden wir eine wirklich tolle und fotogene Architektur, viele flachere Bauten mit Minivorgärten und in verschiedenen Stilen. Das Viertel scheint natürlich gewachsen, nicht künstlich. Was mir besonders gut gefiel, war der Mix aus Wohnen und Gewerbe mit vielen Friseuren und Beauty Salons, aber auch Cafés und Concept Stores – das hat mich tatsächlich an unseren alten Wohnort Hoheluft erinnert.

Mittags kamen wir dann an der Cat Street an und wer Shopping mag, ist hier genau richtig: Bekannte Marken reihen sich neben Second Hand Läden auf, dazwischen gibt es viele Cafés und Restaurants. Die Cat Street mäandert vom nördlichen Shibuya bis zum südlichen Ende Harajukus und auch links und rechts davon sowie nördöstlich der Omote-Allee finden sich viele interessante, inhabergeführte Läden.

Es gibt nichts, was es nicht gibt: Harajuku

In der Takeshita Straße fanden wir uns dann in einer anderen Welt wieder: Jugendliche in den verschiedensten Aufmachungen (wobei der Schulmädchen Look besonders beliebt zu sein scheint, sogar bei Frauen in meinem Alter). Ein wahres Potpourri der Subkulturen und ein krasser Gegensatz zur Uniformität von Corporate Japan!

In dem Gewusel sahen wir allerdings auch ein angezogenes und klar gestresstes Erdmännchen, das an der Leine ausgeführt wurde – was ich wirklich schade finde, ist, dass es in Japan keinen gut funktionierenden Tierschutz zu geben scheint. Es gibt hier auch viele Cafés, in denen man mit Minischweinen, Katzen oder Igeln interagieren kann und ich kann mir echt gut vorstellen, dass das in vielen Fällen nicht cool ist für die Tiere.

Miniaturwunderland: Tokyo von oben

Da heute wieder ein sonniger, klarer Tag war, nahmen wir die Hanzomon Metro, um einmal quer rüber in den Osten der Stadt zum Tokyo Skytree Tower zu fahren. Die U-Bahnen werden übrigens von zwei unterschiedlichen Gesellschaften betrieben, was ein bisschen verwirrend sein kann, da man das 600 Yen Tagesticket (3,68€) dann nur mit den U-Bahnen von Tokyo Metro nutzen kann.

An den Turm angeflanscht steht – na klar – ein Shopping Center, das uns allerdings weniger interessierte. Wir hatten morgens ein Kombi-Ticket für 16:30 reserviert, mit dem wir auf beide Plattformen (in 350m und in 450m Höhe) konnten. Wie immer gab es vor dem Einlass ordentliche Schlangen und wir erreichten die erste Plattform gegen 16:45. Das sollte man einplanen, wenn man pünktlich zum Sonnenuntergang da sein möchte, hat für uns aber zeitlich genau gepasst. Von so weit oben sieht die Stadt wirklich aus wie im Miniaturwunderland und ist einfach so unfassbar groß – das war noch deutlich beeindruckender als in Osaka. Auch den Fuji konnten wir schemenhaft am Horizont erahnen. Mal schauen, ob wir ihm auf dieser Reise noch einmal näher kommen… Ich lasse mal einfach die Bilder sprechen an dieser Stelle.

Food of the Day(s)

Jetzt entfliehen wir erst einmal dem Trubel der Großstadt und machen eine Wanderung auf den „Hausberg“ Tokyos, den Takao-san.

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