Nach einem “Lazy Sunday”, an dem wir ein bisschen in den Tag hineingelebt hatten, stand an unserem vorletzten Tag in Georgien noch einmal ein spannender Ausflug an: und zwar ging es in einer Kleingruppe mit einem Allradfahrzeug in die Steppenwüste Kachetiens nahe der Grenze zu Azerbaijan.
Wanderung durch die Rainbow Mountains
Nachdem wir um kurz vor halb neun am Europa-Platz in einem Allradfahrzeug mit einem Fahrer, einem Guide und zwei Mitreisenden losgefahren waren, führte unser Weg zunächst Richtung Rustaveli, einer in der Sowjetzeit entstandenen Industriestadt vor den Toren Tbilisis. Hier gibt es nicht nur den größten Automarkt im Kaukasus, sondern auch viele Plattenbauten. Noch heute ist es so, dass die BewohnerInnen pro Fahrstuhlfahrt ein Entgelt errichten müssen.
Noch ein kurzer Zwischenstopp an einem Bäckerstand an der Straße (dieses Mal probierten wir Khachapuri mit Füllung aus Bohnenpaste, auch sehr lecker!). Wir kamen auch an einem Bauernhof vorbei, der von Swanen errichtet wurde, wie an dem Wehrturm erkennbar war.
Unterwegs erzählte unser Guide, dass diese Region bon sowjetischen Soldaten als Trainingscamp u.a. für Afghanstian genutzt wurde, weil die klimatischen Bedingungen ähnlich waren. Deshalb waren an den Klöstern, die wir besucht haben, auch viele russische Schmierereien zu sehen – „A aus X war hier“.
Ab da hörte die Plattenstraße auf und es wurde alles aus dem Offroad-Fahrzeug rausgeholt, was geht. Um kurz nach zehn erreichten wir unser erstes Zwischenziel, die sog. Rainbow Mountains, eine bizarr anmutende Landschaft in der Steppenwüste, die vergessen ließ, dass wir uns in Georgien und nicht etwa in Peru oder Island aufhielten. Warum, das siehst du auf den Fotos weiter unten… Hier machten wir eine kleine Wanderung. Währenddessen wurde es zunehmend heißer, auch wenn wir wohl noch Glück hatten, da es normalerweise im Juli dort schon viel wärmer sei, wie unser Guide berichtete. Am beeindruckendsten fand ich es, den Segelflug eines Bartgeiers über der hügeligen Landschaft zu beobachten.



Kloster des Täufers Johannes (Natlismtsemeli)
Unser nächster Stopp war an einem noch bewohnten Kloster irgendwo im Nirgendwo an einer unbefestigten “Straße”. Netterweise empfangen die Mönche hier Besucher, das ist in anderen Klöstern wohl nicht so. Dafür helfen die Tourguides, die hier vorbeikommen, auch schon mal bei praktischen Angelegenheiten, z.B. einem Kühlschranktransport zum Kloster.
Das Leben in der Wüste, vergleichsweise weit weg von der Zivilisation, erscheint mir ziemlich entbehrungsreich; aber auch hier war die Gastfreundschaft so groß, dass einer der Mönche uns noch auf ein Glas Hauswein einlud – aber wir mussten weiter. Und wahrscheinlich hätten sich Buckelpiste und Alkohol auch nicht so gut vertragen.





Kloster David Gareji
Die letzte Kulturstation war der Klosterkomplex David Gareji, der eigentlich aus mehreren Klöstern besteht, von denen sich einige auch auf dem Gebiet des heutigen Azerbaijans befinden. Auch das Kloster vorher gehört formell dazu. Der Hauptkomplex entstand ab dem 6. Jahrhundert, auch wenn schon weit vorher Menschen hier gewohnt haben.




Oasis Club & Wine Tasting
Etwa 20 Minuten von David Gareji entfernt liegt ein bei Backpackern sehr beliebtes Gästehaus, das von Polen geführt wird: der sog. Oasis Club, der sich entgegen meiner Befürchtungen ob des Namens (das können die hier wirklich gut – die Gästehäuser Nice Place, Best View und Sweet Night lassen grüßen) als wirklich nette Location mit leckerem selbstgemachten Essen entpuppte.
Gut gestärkt schauten wir auf dem Rückweg durch das Weinanbaugebiet noch in einem Winzerei-Betrieb vorbei und konnten einige georgische Weine probieren – wobei ich immer noch sagen muss, dass mir der bernsteinfarbene Weißwein, der in einer kvari, einer Amphore gärt, am besten schmeckt. Das war ein rundum schöner Tag!


