Heute standen ein knackiger Aufstieg, aber eine kurze Distanz an sich (nur knapp 10km) an. Trotzdem brachen wir einigermaßen früh zusammen mit einer anderen Wanderin auf, um die ersten der insgesamt fast 1.000 Höhenmeter – auf den ersten 5 Kilometern ging es nur bergauf – zu bewältigen. Entgegen der Beschreibung im Wanderführer eine schöne Tour mit tollen Panoramen.
Nach dem Abendessen – bei dem übrigens standardmäßig Wein statt Wasser serviert wurde – saßen wir noch länger in dem Pavillon des Guesthouses. Netterweise gab es warme Decken und so konnten wir mit den anderen Gästen, einer Amerikanerin, mit der wir heute auch zusammen wanderten, und einem Paar aus Tschechien Karten spielen. So verging der Abend schnell und als wir ins Bett gingen, war es schon nach 22 Uhr.
Da es erst um acht Uhr Frühstück gab, konnten wir sogar „ausschlafen“. Für meinen Teil schien das nötig gewesen zu sein, ich schlief wie ein Baby. Es gab wieder reichlich zu Futtern und zum Glück auch Tüten für die Brotzeit.

Um cirka neun Uhr wanderten wir zusammen mit Jen, der Amerikanerin, los. Es war schon gut warm, aber zum Glück wechselten sich Schatten und Sonne beim Aufstieg zum Tetnuldi Skigebiet über Zhabeshi ab. Unterwegs boten sich uns tolle Ausblicke auf das Mulchura Tal und den Ushba, der so ziemlich alle Berge in der Umgebung überragt. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichten wir das Tetnuldi Skigebiet.




Dieses Skigebiet ist eines von nur fünf Skigebieten in Georgien und wurde erst 2016 neu eröffnet. Auf insgesamt 30km Pisten kann man hier in einer Höhe zwischen 2.265 und 3.160km Ski fahren. Im Wanderführer war dieser Abschnitt als nicht ganz so schön beschrieben, aber im Vergleich zum Skigebiet im Ötztal, das ich einmal im Rahmen einer Alpenüberquerung durchwanderte, empfand ich es als sehr grün und nicht zu invasiv. Zudem boten sich durch das Fehlen von Bäumen wieder fantastische Ausblicke.

Um kurz vor 12 machten wir Pause an einem Imbiss am Wegesrand, wo es leckeren Kaffee (im Mokka Stil) und Kuchen gab. Und sogar schöne Blumendeko!



Die verbliebenen fünf Kilometer führten sehr entspannt überwiegend leicht bergab durch bewaldete Gebiete, vorbei am Bächen und malerischen Heuwiesen. Erst im letzten Moment erblickten wir hinter der Kurve im Abstieg das Dorf Adishi, in dem wir heute übernachten. 1987 gab es hier eine Lawine, bei der viele Gebäude (aber nicht die Wehrtürme – die sind sehr standhaft – zerstört wurden. Diese Spuren der Verwüstung sieht man noch heute, auch wenn sich vieles im Wiederaufbau zu befinden scheint.



Aufgrund eines durch diesen Wiederaufbau verursachten Stromausfall im Dorf werdet ihr, liebe LeserInnen, diese Zeilen wohl erst morgen sehen. Das Dorf wird im Wanderführer als „äußerst ursprünglich“ bezeichnet. Tatsächlich ist unsere Unterkunft einfacher als die gestrige, aber wird wieder mit viel Liebe und Erfindungsgeist geführt. Zu unserer Überraschung fanden wir am Ende des Dorfes eine Art Outdoor Bar, in der laute Techno Musik lief (vermutlich hat der Betreiber einen Generator) und in der sich sämtliche Wanderer und Reisende trafen. Auf mich machte das Ganze eher den Eindruck einer Expat Bar und auch, wenn es den ursprünglichen Charakter vielleicht ein bisschen mindert, fand ich es so skurril und unternehmerisch, das es gleichzeitig total hierher passt. Eben Veränderung – und davon sieht man in Swanetien eine ganze Menge!




