Radtour vom Priwall nach Kaunas – Etappe 13: Šakiai – Kaunas

76,7 km | Fahrzeit 3h 2 min| Die schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit der ganzen Tour, anscheinend hat uns die Nähe zum Ziel angespornt!

Tagesroute

Nachdem wir uns heute Morgen etwas Zeit gelassen haben (Mini-Jetlag und so 😉), sind wir gegen zehn Uhr bei Sonnenschein aufgebrochen. Wir haben uns schon so sehr auf Kaunas gefreut, dass wir die verbliebenen 75 km in Rekordzeit – knapp drei Stunden – abgerissen haben.

Die ersten Kilometer legten wir auf der Landstraße Richtung Kaunas zurück, bevor es wieder auf feine Nebenstraßen ging, auf denen wir richtig gut und entspannt Stoff geben konnten. Wir näherten uns dem Fluss Nemunas (Memel auf Deutsch) von unten, denn tatsächlich gibt es gar nicht so viele Brücken über den Fluss, bis wir, immer noch auf einer normalen Straße, in Flussnähe fuhren.

Ab Zapyškis führt ein toller Radweg direkt neben der Memel auf den letzten 20 Kilometern bis nach Kaunas. Tatsächlich war es auch dieser Radweg, den wir bei einem Ausflug im Februar zu den hügeligen Resten der Burg Pyplių piliakalnis gesehen haben, der die Idee, mit dem Fahrrad nach Kaunas zu reisen, inspiriert hat.

Je näher wir der Stadt kamen, desto vertrauter war uns die Umgebung, und als wir die Turmspitzen der Burg, des Rathauses und des Doms hinter der Halbinsel Santaka, wo Nemunas und Neris sich treffen, erblickten, war es ein bisschen, als kämen wir nach Hause.

Die letzten Meter über die Vytautas-Magnus-Brücke und Laisvės alėja (Freiheitsallee; sie hieß übrigens auch mal Kaiser-Wilhelm-Straße und später Stalin-Prospekt) ließen wir unsere Räder entspannt ausrollen, zumal entlang der kombinierten Fußgängerzone und Fahrradstraße Laisvės alėja auch einiges los war. Am Ende der Fußgängerzone wurden wir von unserer Kommilitonin Itsaso in Empfang genommen, die netterweise noch ein paar Erinnerungsfotos von uns gemacht hat (ausnahmsweise mal keine Selfies 😜).

Später waren wir noch zusammen mit Itsaso ein Bierchen trinken und haben die Sommerstimmung in Kaunas genossen. Das Tolle an der Laisvės alėja (im Vergleich zur Mönkebergstraße in Hamburg) ist, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas los ist, da in den Obergeschossen der Häuser zumeist Wohnungen sind und unten eher Cafés, Restaurants und Bars. Daneben gibt es noch ein Theater, eine Konzerthalle und mehrere Museen. Da Kaunas in diesem Jahr eine der drei Kulturhauptstädte Europas ist, gibt es viele Veranstaltungen, so auch an diesem Wochenende, sodass wir den Abend bei einem Jazz-Konzert ausklingen lassen konnten.

Heute genießen wir das schöne Wetter und besuchen alle unsere Lieblingsorte in Kaunas, von denen ich sicher noch einige mit euch teilen werde…

Impressionen vom Wegesrand

Highlights

  • Das Klappern der Störche am frühen Morgen.
  • Dass uns das Radfahren am letzten Tag so leicht gefallen ist.
  • Die Wohnung, die wir für die nächsten Tage in Kaunas gemietet haben – in unmittelbarer Nähe zur Laisvės alėja und mit Blick auf den Ąžuolyno parkas (einer meiner liebsten Orte zum Sporteln in Kaunas).
  • Das süffige Bohemian von der lokalen Brauerei Volfas Engelman.
  • Der jazzige Empfang in Kaunas.

Lowlights

  • Dass wir bei unserem ersten Halt nach 45km Durchradeln fast zerstochen worden wären und sehr viel schneller wieder losmussten, als es unseren Hinterteilen lieb war…
  • Dass die Radtour „schon“ vorbei ist – auf der anderen Seite ist das ein Anlass, über das nächste Abenteuer nachzudenken 🤔.

Wusstest du schon, dass…

Ein Gastbeitrag von Werner H., Geschichtslehrer a.D. aus Quickborn

Deine Aussage „Auf der letzten Etappe fahren wir immer entlang der Memel“ motivierte mich zu folgender Bemerkung. In der ersten Strophe des Deutschlandliedes, die ja offiziell seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr gesungen werden darf, heißt es „Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“. Der Dichter des Deutschlandliedes August Heinrich von Fallersleben (1798-1874), er kam aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, meinte diese Liedzeile keineswegs territorial, d.h. er wollte damit nicht die Grenzen eines Deutschen Reiches definieren. Er wies mit der Zeile „Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“ auf die Grenzen des deutschen Sprachraumes hin. Zu seinen Lebzeiten stimmte das!

Unser Tag in einem GIF

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