Radtour vom Priwall nach Kaunas – Etappe 12: Wiżajny – Šakiai

93,4 km | 4h 3min | Erst spannend, dann ein bisschen langatmig, dann richtig fix: jetzt sind es weniger als 100km bis nach Kaunas

Tagesroute

Gut gestärkt (das Frühstücksangebot wurde beständig aufgefüllt) ging es um halb zehn für uns los. Nach etwa 5km hatten wir die Grenze zu Litauen erreicht. Da war es dann auch für mich an der Zeit, meine Jacke auszuziehen, da es in der Sonne schnell warm wurde. Die Fahrt durch den Vištytis Regionalpark hat uns sehr viel Spaß gemacht, es ging mal wieder viel hoch und runter, aber am Wegesrand gab es auch einiges zu sehen.

Nach etwas über 30km haben wir die Nebenstraßen verlassen und sind auf einer Landstraße in Richtung unseres Zwischenziels Vilkaviškis weitergefahren. Hier war etwas mehr Verkehr und obwohl die Autofahrer rücksichtsvoll unterwegs waren, war dieser Teil unserer heutigen Etappe der anstrengendste, da es beständig leicht bergauf ging und wir auch noch Gegenwind hatten.

Um die Mittagszeit (der einen Stunde Zeitverschiebung, die Litauen gegenüber Deutschland und Polen hat, geschuldet) erreichten wir nach 50km die Stadt Vilkaviškis. Bei Maxima konnte ich endlich mal wieder meine Ačiu Kortele zum Einsatz bringen, um unseren Lieblingssnack aus Litauen zu erwerben: Varškės sūrelis, eine Art kalter Quarkriegel, der meistens von einer dünnen Schicht Schokolade ummantelt ist. Genau die richtige Mischung aus Proteinen und Süße für hungrige Radfahrer ;). Einen Cappucino gab’s auch noch, bevor es weiterging.

Die letzten 43km legten wir in einem Rutsch zurück. Wieder ging es über eine Landstraße, aber dieses Mal war das Verhältnis zwischen Auf und Ab etwas besser und wir waren motiviert, unser Bestes zu geben, um die eine Stunde Zeitverschiebung wieder reinzuholen, und so hat es nur eine Stunde und 45 Minuten gedauert, ehe wir unser Etappenziel Šakiai erreichten.

Impressionen vom Wegesrand

Highlights

  • Das Frühstück, insbesondere die Eierkuchen mit selbstgemachter, schön saurer Kirsch-Konfitüre von unserer polnischen Gastgeberin, mit der wir uns leider nicht verständigen konnten, die aber einen sehr herzlichen Eindruck machte. Ihr Garten war auch toll.
  • Dass wir aus eigener Muskelkraft in Litauen angekommen sind.
  • Dass wir, obgleich wir kein Litauisch sprechen, endlich wieder ein paar Fetzen mehr verstehen als in Polen.
  • Die litauischen Leckereien, die es heute schon gab – in Kaunas geht das Food Festival dann weiter 😉.
  • Unsere tolle Unterkunft heute Nacht, ein stylisch eingerichtetes Holzhaus im Garten von zwei älteren Litauern mit Blick auf den Fisch- und Badeteich und das Storchennest 😍.

Lowlights

  • Dass wir uns mit der polnischen Omi nicht verständigen konnten – noch ein Grund für schnelles Internet, damit Simultan-Übersetzer funktionieren.
  • Dass es morgen schon vorbei ist – so ganz kann ich es ehrlich gesagt noch nicht glauben.

Wusstest du schon, dass…

Ein Gastbeitrag von Werner H., Geschichtslehrer a.D. aus Quickborn

Moin, wenn ich diese Zeilen schreibe, dann habt Ihr vielleicht Polen schon verlassen und befindet Euch im kaum zu verteidigenden „Suwalki-Gap“ zwischen Russland (Oblast Kaliningrad) und Weißrussland (Belorussland). Es freut mich ganz besonders, dass Ihr Polen so positiv seht. Das war ja nicht immer so bei den Deutschen. Zwar haben sich die Deutschen im Laufe der Jahrhunderte mit keinem anderen Nachbarvolk so vermischt wie mit den Polen, aber mit keinem anderen Nachbarn sind in den letzten zwei Jahrhunderten unsere Auseinandersetzungen so gewalttätig gewesen wie mit den Polen.

Vielen Dank für das Foto mit dem Amtsschild. Polen ist kein föderalistischer Staat wie die Bundesrepublik Deutschland. Es gibt in Polen keine Länder mit weitreichender Selbständigkeit wie bei uns. Es gibt nur drei Verwaltungsebenen. Die oberste Ebene ist die Woiwodschaft. Sie entspricht in etwa einem großen deutschen Regierungsbezirk. Von den 16 Woiwodschaften habt Ihr vier durchfahren: Westpommern, Pommern, Ermland-Masuren und Podlachien. Die mittlere Verwaltungsebene ist der Powiat, er entspricht einem deutschen Kreis. Eine Gmin ist die unterste Verwaltungsebene, sie entspricht einer deutschen Gemeinde. Von dem deutschen Ausdruck leitet sich „Gmin“ auch ab!

Nun also auf nach Sakiai (deutsch Schaken). Die kleine Stadt ist am Kriegsende nicht von der Roten Armee zerstört worden, sondern von der deutschen Wehrmacht bei ihrem Vormarsch gen Osten.

Unser Tag in einem GIF

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