105,6 km | Fahrzeit 4h 50 min | Etwas langatmige Etappe, die durch viel Auf und Ab über insgesamt 676 Höhenmeter auch ganz schön anstrengend war
Tagesroute

Das erste Highlight des Tages (dazu unten mehr) war das Frühstück, bei dem wir uns mithilfe von Google Translate mit einem Polen unterhalten haben, der auch mit dem Fahrrad auf einer Rundtour von Warschau aus unterwegs ist. Sein Kompagnon und er schlafen allerdings im Zelt, ich bin ganz froh, das wir unseres dieses Mal zuhause gelassen haben. Gut gestärkt ging es um halb neun für uns bei bedecktem Himmel los.
In Lidzbark Warmiński haben wir einen kurzen Blick von außen auf die Burg geworfen – sehr schön. Schon gleich zu Beginn zeigte sich, dass es die Tour heute in sich haben würde, weil es eigentlich permanent auf und ab ging. Das Gelände hier ist wirklich sehr hügelig. Wir haben einen kleinen Abstecher zum Kloster Stoczek gemacht, allerdings war dort nicht viel los.
Ansonsten war es heute wenig abwechslungsreich. Wir sind durch viele Dörfer gefahren, vorbei an Feldern, Blumenwiesen und auch immer wieder an reich geschmückten Kreuzen. Die Menschen hier scheinen sehr gläubig zu sein. Eine Zeit lang waren alle Kirchen im selben Baustil errichtet, als uns das zum ersten Mal aufgefallen ist, hatte ich schon die Befürchtung, dass wir im Kreis gefahren wären ;).
Zwischen Barciany und Srokowo auf der Landstraße dann die große Überraschung: Von weitem sehen wir zwei hundeähnliche Wesen am Straßenrand, aber von einem Besitzer ist weit und breit nichts zu sehen. Beim Heranfahren bemerkten wir die spitzen, aufgestellten Ohren und die charakteristische Fellfärbung: Wir haben heute tatsächlich wilde Wölfe gesehen. Da einer von ihnen neugierig auf die Straße lief, als wir vorbeifuhren, haben wir lieber Gas gegeben, als ein Foto zu schießen…
Auf den letzten 20km waren wir auf nassen Straßen unterwegs, offensichtlich haben wir heute knapp einen Regenschauer verpasst. Bisschen Glück muss ja auch mal sein ;). In Wegorzewo präsentierte sich die masurische Seenplatte dann von ihrer besten Seite. Wir übernachten heute direkt an der am Kanal gelegenen Marina und waren eben gerade noch lecker Polnisch essen. Von hier aus führt der Kanal direkt zum Jezioro Mamry (Mauersee).
Impressionen vom Wegesrand









Highlights
- Ein Highlight von gestern muss ich noch nachreichen: Und zwar dass Lennart nach der Tour noch 10km geradelt ist, um Essen ranzuschaffen, da es wider Erwarten (und der Webseite :P) kein Abendessen in unserer Unterkunft gab.
- Das Frühstück mit von unserem Gastgeber selbstgemachten Frischkäse, der oberlecker war. Außerdem war es interessant, mal mit einem anderen Radfahrer ins Gespräch zu kommen. Der hat auf jeden Fall bestätigt, dass die Radwege im Norden Polens am besten ausgebaut sind.
- Eine andere Radtruppe, die wir schon gestern mehrmals gesehen haben, haben wir heute beim Pinkeln „erwischt“. So herzhaft, wie gelacht wurde, glaube ich fast, dass wir sie beim allerersten Mal auch beim Pinkeln überholt haben, nur da waren wir so schnell, dass wir das gar nicht richtig wahrgenommen haben.
- Die Wolfssichtung war cool, auch wenn sich 1m Abstand im Wildpark sicherer anfühlen als in der freien Wildbahn ohne Zaun. Hinterher ist mir mal wieder klargeworden, wie viel man eigentlich nicht sieht, wenn man motorisiert (und laut) unterwegs ist.
Lowlights
- Zwischendurch war die Etappe ein bisschen langatmig. Außerdem war das ewige Auf und Ab anstrengend. Aber auch heute haben wir‘s geschafft und für Erlebnisse wie die mit den Wölfen lohnt es sich, auch in entlegeneren Gegenden unterwegs zu sein.
- Gerne würde ich mehr von der masurischen Seenplatte sehen, die wunderschön sein soll – aber wir können ja nochmal wiederkommen…
Wusstest du schon, dass…
Ein Gastbeitrag von Werner H., Geschichtslehrer a.D. aus Quickborn
Moin Ihr Pedalentreter! On the road again? Auf geht´s zur 10. Etappe Richtung Angerburg (Wegorzewo). Das wird, touristisch gesehen, eine sehr interessante Tour! Heute durchfahrt Ihr das südliche Masuren; der Norden dieses Landes der kristallklaren Seen und grünen Wälder liegt ja im Oblast Kaliningrad. Wenn Ihr das Polentum verstehen wollt, dann müsst ihr Swieta Lipka (Heiligelinde) besuchen. Neben der Schwarzen Madonna in Tschenstochau ist Swieta Lipka ein sehr bedeutender polnischer Wallfahrtsort. Rund 15 km in südöstlicher Richtung entfernt liegt an der Landstraße 59 der kleine Ort Sadry. Dort führt Frau Dickty ein ostpreußisches Bauernmuseum mit einem kleinen Restaurant. Der Kuchen dort war köstlich! Von dort würde ich entlang am Mauersee (polnisch Jezioro Mamry), einst zweitgrößter See Deutschlands, Richtung Gizycko (Lötzen) fahren. Katharina, Deine Urgroßeltern waren hier 1936 auf ihrer Hochzeitsreise. Der bei Seglern sehr beliebte Touristenort erinnerte uns ein wenig an Plön. Seinen polnischen Namen erhielt der Ort 1945 von dem evangelischen Pfarrer Martin Gisevius, der sich im 19. Jh. besonders für die Förderung der polnischen Sprache in Masuren einsetzte. Übrigens, nach Ketrzyn (Rastenburg) würde ich nicht fahren. Da ist immer viel los, weil die Touristen die Reste der Wolfsschanze sehen wollen. Hier im Führerhauptquartier entging ja am 20. Juli 1944 Adolf Hitler nur knapp einem Attentat. Wegorzewa (Angerburg) ist Zentrum der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Die Stadt ist auch Zentrum der Eissegler.
Noch ein Wort zu den Bewohnern Masurens. Die Masuren waren ein westslawischer Volksstamm, zusammen mit den Deutschen haben viele Masuren 1945 ihre Heimat verlassen. „Was die Masuren kennzeichnet, ist in der Hauptsache: seine polnische Abstammung, seine deutsche Schulung, seine slawischen Sitten und Gewohnheiten, seine deutsche Tradition, sein polnischer Familien- und sein deutscher Vorname, seine polnische Sprache und seine deutsche Schrift, das polnische Sprichwort, das deutsche Lied, die slawische Religiösität und die evangelische Konfession“ (Adolf Schimanski).
Unser Tag in einem GIF
