18 km zu Fuß | Start am Hotel: 10:00 | Vom Rand der Altstadt (Große Mühle) ging es für uns zuerst zum Solidarność Museum, dann auf einen Kaffee am Ufer der Motława und über die Wyspa Spichrzów (Speicherinsel) zum Fähranleger am Grünen Tor, von wo aus wir in Richtung Westerplatte starteten
Tagesroute

Obwohl wir mit ein frühen Start in dem Tag geplant hatten, haben wir (oder vielmehr: unsere Körper) entschieden, heute Morgen zur Abwechslung mal „auszuschlafen“. Um kurz nach acht gehörten wir trotzdem zu den ersten am Frühstücksbuffet. Gut gestärkt verließen wir das Hotel um 10 Uhr und machten uns erstmal auf den Weg Richtung Altstadt.
Da die Sonne ganz schön brannte und uns nach Schatten war, spazierten wir vom Rand der Altstadt zum Europäischen Solidarność Zentrum, in dem ein Museum untergebracht ist, das die Geschichte der gleichnamigen polnischen Gewerkschaft beleuchtet, die 1980 aus einer Streikbewegung heraus entstand. An diesem Ort erinnert auch ein Monument an die Arbeiter der Werft, die 1970 bei Protesten gegen Preissteigerungen getötet wurden. Die Ausstellung mit Audioguide ist sehr interessant und interaktiv und gibt Einblicke in die jüngere Geschichte Polens, die im deutschen Geschichtsunterricht nicht unbedingt im Fokus stand. Zudem ist das Gebäude aus architektonischer Sicht beeindruckend. Wir finden: Nicht nur ein Notnagel für Regentage, sondern ein Muss für jeden Danzig-Besucher, um das heutige Polen ein bisschen besser zu verstehen!






Vom Solidarność Denkmal ging es für uns dann ans Ufer der Motława und zwar nördlich vom AmberSky Riesenrad, wo man etwas ruhiger umgeben von neu errichteten Gebäuden (erinnert ein bisschen an die Hafencity) bei einem kühlen Getränk oder Kaffee relaxen kann. Von dort aus ist es über zwei Brücken (erst die Wapienniczy Brücke und dann die Hebebrücke nach Olowianka) nur ein Katzensprung zur Baltischen Philharmonie. An der Marina hinter dem Nationalen Maritimen Museum konnten wir einige Yachten bewundern, ehe es für uns über die Wyspa Spichrzów (Speicherinsel) zum Fähranleger am Grünen Tor ging, von wo aus wir in Richtung Westerplatte starteten.
Bis zur Halbinsel Westerplatte waren es gut 40 Minuten Fahrt, auf der wir einiges über die Altstadt und auch den Hafen erfuhren. Westerplatte ist aus geschichtlicher Sicht relevant, weil hier der Zweite Weltkrieg offiziell begann. Heute erinnern ein riesiges Monument und einige Ruinen an dieses Ereignis. Für eine Stippvisite ist es ganz nett, wenn man sich zwischen Westerplatte und dem Solidarność Zentrum entscheiden müsste, würden wir zum Solidarność Zentrum raten.
Um uns für die morgige Tour zu stärken (Stichwort Carb-Loading), gab es super leckere neapolitanische Pizza im Restaurant Ostro, wo wir gemütlich in einem Hinterhof saßen. Ebenfalls sehr zu empfehlen!
Jetzt geht es gleich ab ins Bett und dann morgen wieder ab auf‘s Rad. Abschließend können wir nur sagen, dass Danzig als Destination für einen Städtetrip oder als Element in einer Reise wie der unseren sehr empfehlenswert ist – wir haben längst nicht alles gesehen und bestimmt kann man gut drei Tage damit füllen, auch ein paar „hidden gems“ zu entdecken oder einen halben Tag am Stadtstrand einzulegen :).
Impressionen vom Wegesrand












Highlights
- Dass wir heute fahrradfrei hatten und Gdańsk erkunden konnten. Das war zwar eher die aktive Form von Pause, aber hat dem Körper merklich gut getan.
- Das Solidarność Zentrum – die Ausstellung hat mich sehr beeindruckt und hat keine Langeweile aufkommen lassen.
- Die Details, die wir erst heute beim zweiten Blick gesehen haben – wie z. B. der Storch auf dem Krantor oder der Neptun-Brunnen.
- Dass wir beim Regenschauer am Abend trocken unter einem Schirm saßen und einen leckeren Nachtisch gegessen haben.
- Dass wir auf unserem Nachhauseweg nach Rehen, Störchen und Hasen die nächste Wildlife-Begegnung hatten und zwar mit einem Dachs! Den habe ich zuvor noch nie in freier Wildbahn und auch fast nie im Wildpark gesehen, da war er entweder im Winterschlaf oder hat ein Nickerchen gemacht :D.

Lowlights
- Dass an Touri-Ständen auf der Westerplatte Gasmasken als Kindersouvenir verkauft wurden, fanden wir ganz schön pietätlos.
- Am Ende des Tages waren meine Füße ganz schön platt – so viel Laufen bin ich gar nicht mehr gewohnt ;).
Wusstest du schon, dass…
Ein Gastbeitrag von Werner H., Geographielehrer a.D. aus Quickborn
… die Westerplatte eine bewaldete sandige Halbinsel ist? Sie entstand durch Sandablagerungen an der ehemaligen Weichselmündung. Der Fluss zur Linken, den man während der Hinfahrt sieht, ist nämlich die „Tote Weichsel“ (polnisch Martwa Wisla). Bis 1840 mündete hier die Weichsel (Wisla) in die Ostsee. Im Jahr 1840 brach sie aber 20 km weiter östlich beim Dorf Neufähr durch den Dünengürtel. Dadurch wurde der Unterlauf der ehemaligen Weichsel stromlos, so daß die „Tote Weichsel“ entstand. Die Westerplatte ist ca. 2 km lang, die größte Breite beträgt etwa 600 m. Sie gehörte zur Freien Stadt Danzig, trotzdem unterhielt Polen dort von 1924 bis 1939 ein Munitionslager. Am 1. September 1939 beschoss der deutsche Hilfskreuzer „Schleswig-Holstein“ dieses Munitionslager auf der Westerplatte. Damit begann der 2. Weltkrieg.
Unser Tag in einem GIF
