Packliste für eine Fernwanderung in Skandinavien

Was nehme ich bloß mit, wenn ich auf Wanderschaft in einer einigermaßen von der Zivilisation abgeschnittenen Gegend gehe? Zumindest so abgeschnitten, dass der nächste Outdoorladen 100km und zu Fuß unerreichbar von der Route entfernt liegt? Es kommt nicht darauf an, ob Du eine Woche oder einen Monat unterwegs bist, Hauptsache, Du bist auf alle Wetter- und kleine Notlagen vorbereitet! Diese Packliste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber sie hat sich auf meinen letzten Wanderungen bewährt und ich habe mein Equipment stetig an meine Erfahrungen angepasst.

Kleidung

  • 3 Paar Socken auf Wollbasis (es ist immer gut, ein trockenes Paar als Reserve zu haben, falls man sich nasse Füße holt)
  • 3 dünne Unterhosen aus einem atmungsaktiven, leichten Material
  • 2-3 T-Shirts aus einem atmungsaktiven, leichten Material (mindestens ein sauberes, trockenes T-Shirt für’s Zelt ist eine feine Sache)
  • 1 (Sport-) BH (ich komme gut mit einem Bustier aus, aber auch wer etwas mehr Support braucht, sollte darauf achten, dass der Verschluss am Rücken nicht drückt, wenn man einen Rucksack trägt)
  • 1 lange Unterhose aus einem atmungsaktiven, leichten Material (kann auch als Zelthose / zum Schlafen verwendet werden)
  • 1 Longsleeve auf Wollbasis (ich verwende ein 260er Merino Longsleeve, das am Hals hochgeschlossen ist)
  • 1 Fleecejacke
  • 1 Wanderhose (in Skandinavien fällt man mit einer etwas dünneren, verkürzteren Hose zwar irgendwie auf, da fast alle mit festeren Fjällräven-Hosen o. ä. unterwegs sind, aber in Verbindung mit der langen Unterhose ist man auch für kältere Tage gerüstet und wenn man einen Fluss queren muss oder es sehr warm ist, ist es schön, die Hosenbeine abnehmen zu können. Alles eine Frage der Philosophie…)
  • 1 Hardshelljacke (GoreTex) für den Regenschutz
  • 1 Hardshellhose (GoreTex) für den Regenschutz
  • 1 leichte Cap für den Sonnenschutz
  • 1 Buff aus einem leichten, atmungsaktiven Material (kann als Schal, aber auch als Kopfbedeckung verwendet werden)
  • 1 Mütze (falls die Fleecejacke keine Kapuze hat, ansonsten kann es ggf. auch reichen, T-Shirt, Long-Sleeve, Fleece und Hardshell übereinander zu tragen und den Buff unter den Kapuzen zu tragen)
  • 1 Paar wasserdichte Handschuhe, eventuell ergänzt durch ein Paar Liner (hierzu gibt es eine Anekdote, auf die ich weiter unten eingehen werde…)
  • 1 Paar Wanderstiefel (manche Wanderer bevorzugen Trailrunner, da sie leichter sind, ich habe mit einem Paar knöchelhoher GoreTex Leichtwanderstiefel gute Erfahrungen gemacht)
  • 1 Paar Zeltschlappen (ich nutze ganz leichte Schlappen, aber viele Wanderer schwören auch auf Crocs)

Hygiene

  • 1 Zahnbürste & 1 Zahnpasta oder Zahnpastatabletten
  • 1 multifunktionales biologisch abbaubares Waschmittel (kann für Körper, Haare und Kleidung verwendet werden)
  • 1 Creme-Deo (auch das ist definitiv eine Frage der Philosophie…)
  • 1 Sonnenschutz (biologisch abbaubar)
  • ggf. Mückenschutz (am besten vor Ort kaufen)
  • 1 Hirschtalg-Creme (für die Füße)
  • 1 Klappspaten & 1 Rolle Toilettenpapier
  • 1 etwas größeres Reisehandtuch (für den Körper) & 1 etwas kleineres Reisehandtuch (als Waschlappen oder zum Abtrocknen des Kochers oder Zelts)
  • 1 kleines Stofftaschentuch
  • Für die Menstruation: Generell würde ich Personen, die hormonell verhüten und ihre Menstruation verschieben können, empfehlen, davon Gebrauch zu machen. Wenn das nicht der Fall ist oder ihr das nicht wollt, empfehle ich, folgende Dinge mitzunehmen:
    • 1 Menstruationstasse (kann nach Gebrauch einfach ausgekocht werden und verursacht keinen Müll, den man kilometerweit durch die Pampa schleppen muss)
    • Je nach Stärke eurer Menstruation waschbare Binden / Slipeinlagen, auch die können nach Gebrauch einfach ausgekocht werden
    • 1 kleines Handdesinfektionsmittel (im Fäll kann es durchaus passieren, dass ihr weit entfernt von der nächsten Hütte mit Plumpsklo und Wascheimer seid, deshalb achtet darauf, eure Hände gründlich zu säubern; Waschmittel und Wasser tun es vermutlich auch)

Equipment

Vorab die Info: Da ich meine Fernwanderungen zusammen mit meinem Mann unternehme, teilen wir allgemeines Equipment wie z. B. das Zelt oder bestimmte Technik untereinander auf.

Jeder von uns hat diese Dinge dabei:

  • 1 Daunen-Schlafsack (3-Jahreszeiten, Komforttemperatur -1°C; hier bietet es sich an, sich in einem Outdoor-Geschäft beraten zu lassen)
  • 1 Isomatte (R = 3,1; der R-Wert gibt an, wie gut die Matte isoliert, informiert euch auch hier am besten auf einschlägigen Seiten oder im Outdoor-Geschäft eurer Wahl, denn wenn ihr auf der Daune liegt, isoliert sie nicht)
  • 1 Rucksack (ich nutze einen 65l Rucksack, mein Mann einen 75l Rucksack; auch hier ist es wichtig, den Rucksack „Probe“ zu tragen)
  • 1 Paar Wanderstöcke (ich nutze Alu-Stöcke, da ich sehr ungeschickt bin, der Profi greift vermutlich zu Carbon-Stöcken)
  • 1 Taschenmesser & 1 Göffel
  • mehrere wasserdichte Packsäcke in unterschiedlichen Größen, um das Equipment im Rucksack zu organisieren
  • 1 feste Trinkflasche (0,6l)
  • 1 weiche Platypus Trinkflasche (1l) (obwohl es im Fäll grundsätzlich an trinkbarem Wasser nicht mangelt, bietet es sich an, einen zusätzlichen Wasserbehälter zur festen Trinkflasche mitzunehmen, um im Zelt ein kleines Reservoir für den Abend / Morgen anzulegen)
  • 1 Smartphone (vor allem für’s Fotografieren und Hörbuch-Hören im Zelt, die meiste Zeit hat man im Fäll eh kein Netz)
  • 1 Stirnleuchte (wird im Sommer während der Mitternachtssonne nicht benötigt, kann im Herbst hilfreich sein)
  • 1 Schlafmaske (wird im Sommer während der Mitternachtssonne ganz sicher benötigt)
  • 1 Mückennetz für den Kopf (ist im Sommer vor Mitte / Ende August besonders in feuchten Gebieten hilfreich)
  • 1 Portemonnaie mit den wichtigsten Unterlagen und Bargeld (obwohl man in Skandinavien selbst Kaugummi im Kiosk mit EC-Karte oder Smartphone bezahlen kann, weht der Wind auf den STF-Hütten noch anders – so haben wir erlebt, dass das Bezahlsystem, das über Solarpanels betrieben wurde, an einem bewölkten Tag ausgefallen ist, und einige Wanderer ohne Proviant von dannen ziehen mussten…)
  • ggf. 1 leichtes Sitzkissen (um bei Pausen eine Sitzunterlage zu haben)

Die folgenden Gegenstände teilen wir untereinander auf:

  • 1 Zelt inkl. Footprint (3-Jahreszeiten)
  • 1 Kocher-Set (Unser Set von MSR besteht aus Brenner, einem 1,5l Topf mit Ausgussdeckel und zwei Schalen und Trinkbechern; alle losen Teile des Sets können im Topf untergebracht werden; dazu werden noch Gasflaschen und Zündmaterial (Feuerstahl oder -zeug) benötigt. Zusätzlich nutzen wir ein Stück doppelt gelegte Alufolie als Windschutz für den Brenner, um Gas zu sparen, wenn es windig ist)
  • 1 Inreach oder Spot Gerät mit SOS-Funktion (sollte immer in Griffweite getragen werden, damit es im Notfall schnell benutzt werden kann)
  • 1 Erste-Hilfe-Set inkl. Rettungsdecke
  • Auswahl an Medikamenten (wir haben Paracetamol gegen Fieber, Ibuprofen gegen Schmerzen, Tannacomp gegen Durchfall und Iodsalbe zum Desinfizieren dabei; ggf. kann man noch Fenistil gegen Mückenstiche und Voltaren bei Gelenkschmerzen einpacken)
  • 1 Reparatur-Set (um z. B. kleine Risse am Zelt zu versiegeln)
  • 1 Paar Spannriemen (können im Notfall dazu verwendet werden, Dinge außen am Rucksack festzumachen, was man aber vermeiden sollte, oder auch dafür, Wäsche mithilfe einer Konstruktion aus Wanderstöcken und Riemen aufzuhängen)
  • 1 Powerbank (die wir immer laden, wenn wir an einer Steckdose vorbeikommen)
  • 1 Solarpanel (zum Laden des technischen Equipments)
  • 1 kleines Notizbuch & Stift (Reisetagebuch)
  • 1 Kompass & Kartenmaterial

Verpflegung

Bei der Auswahl der Verpflegung kommt es auf die Länge und die Gegebenheiten eurer Tour an. Gibt es unterwegs Hütten, an denen Nahrungsmittel gekauft werden können? Habt ihr besondere Vorlieben oder Bedürfnisse, z. B. aufgrund einer Lebensmittelunverträglichkeit? Da es den Rahmen dieses Posts sprengen würde, werde ich an dieser Stelle nicht auf das Thema Verpflegung eingehen, sondern einen gesonderten Beitrag hierzu erstellen.

Es sei nur so viel gesagt: Rechnet damit, dass ihr wesentlich mehr Kalorien braucht, als zuhause im Alltag. Der Rucksack führt dazu, dass ihr mehr Gewicht bewegt als sonst, die Höhenmeter und Kilometer, die ihr am Tag abreißt, tun ihr Übriges. Auch wenn es kalt ist, benötigt ihr mehr Kalorien, um den Körper warm zu halten. Und habt immer einen Notriegel, von dem der/die Andere nichts weiß, als Motivation für die letzte Meile dabei!

Ein paar Worte zum Abschluss

In dem Abschnitt zum Thema Kleidung habe ich eine Anekdote erwähnt, die etwas mit meinen Handschuhen zu tun hat, und die sich gut dafür eignet, einen mir wichtigen Punkt zu verdeutlichen: Die perfekte Packliste gibt es nicht! Wir alle sind unterschiedlich und haben individuelle Bedürfnisse. Genauso ist die Umgebung, in der wir uns bewegen, immer wieder anders. Ich habe auf dem Kungsleden ein- und denselben Streckenabschnitt auf zwei Wanderungen völlig unterschiedlich erlebt: einmal war es sommerlich und trocken, einmal sehr kalt, windig und regnerisch. Unsere Erfahrungen erweitern unser Wissen über das, was uns erwarten könnte, aber sie können manchmal auch trügerisch sein.

Also, was war geschehen? Vor dem Aufbruch zur fünfwöchigen Wanderung auf dem Kungs- und Padjelantaleden gab es nur einen für mich kritischen Punkt auf der Packliste: die Handschuhe. Bis jetzt war ich immer gut mit meinen Aldi-Skihandschuhen, die ich als Jugendliche für eine Klassenfahrt bekommen hatte, klargekommen. Insgeheim wusste ich, dass sie nicht wasserdicht waren und bei der Kombi Kälte + Regen versagen würden, aber ich war optimistisch, denn im vergangenen Jahr hatte ich schließlich keine Handschuhe auf dem Kungsleden benötigt. Fast forward, zweite Woche der Wanderung auf dem Padjelanteleden: eines Morgens war es so schweinekalt (1°C) und regnerisch, dass mir schon beim Zeltabbau die Finger fast abfroren. Glücklicherweise gab es nur wenige Kilometer von unserer Zeltstelle entfernt ein samisches Sommerdorf und eine freie Hütte, in der wir einen Pausentag einlegen konnten. Auch in den folgenden Tagen hatte ich immer wieder Probleme mit Regen, Kälte und meinen völlig nutzlosen Handschuhen. Und die Moral von der Geschicht‘? Spar‘ am falschen Ende nicht! Lerne aus deinen Fehlern, pass‘ dich immer wieder an und bereite dich auf die Situationen vor, die du beeinflussen kannst. In diesem Sinne, keep on always moving!

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